Auf dieser Seite werden alle Veranstaltungen zusammengetragen, deren Ziel es ist, eine alternative Erinnerungskultur rund um den 8./9. Mai 2022 zu schaffen. Wenn Sie wünschen, dass wir Ihre Veranstaltung hinzufügen, füllen Sie bitte das folgende Formular aus:
Camp am Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten in Berlin-Tiergarten
Im Kontext des Krieges, den das Putin-Regime gegen die Ukraine führt, reflektieren wir die historische Bedeutung dieses Ortes und dieses Datums neu.
Im Programm: Informationsstände, Bühne für Rede-, Musik- und Kunstbeiträge, diverse interaktive Workshops.
Die Ukrainer:innen sind Menschen mit Träumen, Gefühlen und Hoffnungen: die Hoffnungen auf einen Sieg und ein Ende des Krieges. Wird Europa auf ihren Aufruf reagieren und diesen Kampf der Ukrainer für den Frieden unterstützen?
Wir alle haben Fotos aus Butscha gesehen, aber wir wissen nicht so genau, wie sich die Menschen in Butscha vor und nach dem Massaker fühlten. Wir werden ihnen eine Stimme geben und fünf Texte in deutscher Übersetzung von Menschen lesen, die das Massaker von Butscha miterlebt haben. Die Texte sind emotional und die Emotionen werden durch die Begleitung klassischer Musik (Bach) unterstrichen.
Wir werden Teile von Geschichten von Wassili Grossman und Warlaam Schalamov über die Grausamkeiten der Nazis während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Polen und auch über den Alltag in Stalins GULAGs lesen. Die Lesung findet in verschiedenen Sprachen statt.
Wir lesen Zeugnisse von Menschen, die den Holocaust in der Ukraine miterlebt und überlebt haben. Zu Beginn geben wir einen kurzen Input zum Thema. Die Lesung wird auf Deutsch sein.
Der 8. Mai ist ein geschichtsträchtiges Datum in Europa. Heute herrscht wieder Krieg in Europa!
Lasst uns am 8. Mai gemeinsam auf die Straße gehen und ein deutliches Zeichen gegen diese imperialen Agressionen setzen. Lasst uns solidarisch für die Ukraine und andere unterdrückte Völker kämpfen!
Treffpunkt des Marsches ist am Platz des 18. März
Vortrag von Anke Giesen in Deutsch und Russisch:
Die Erinnerungskultur und Geschichtspolitik und damit auch die Außen- und Innenpolitik von Nationen ist geprägt von Siegen und Niederlagen, und so auch von den Gefühlen des Stolzes, der Schmach und der Scham. Deutschland und Russland stehen diesbezüglich in einem besonderen Verhältnis zueinander.
Der Zweite Weltkrieg wird in verschiedenen Ländern rückblickend sehr unterschiedlich dargestellt. In einigen Teilen der heutigen Europäischen Union gibt es in der Vorstellung einen Aggressor, Nazi-Deutschland, und eine Koalition von dagegen kämpfenden Alliierten. In Mittel- und Osteuropa ist das Geschehen komplexer. Für viele Menschen bedeutete die Befreiung durch die Rote Armee der Beginn einer erneuten totalitären Unterwerfung. Somit wird in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich an den Krieg erinnert, und die Erzählweise über den Kriegsverlauf divergiert stark.
Wir zeigen einen Teil der Ausstellung „Different Wars“, in der der Zweite Weltkrieg in nationalen Schulbüchern in Deutschland, Tschechien, Italien, Litauen, Polen und Russland dargestellt wird. Darüber hinaus werden wir Unterrichtsmaterialien vorstellen, entwickelt von Lehrer*innen aus Belarus, Deutschland, Polen und der Ukraine. Der gemeinsame Rahmen war, sich mit einem multiperspektivischen Ansatz mit dem Geschichtsunterricht zum Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Im derzeitigen Kontext des Krieges ist es umso wichtiger, diese Arbeit weiter zu diskutieren und neue Ansätze zu formulieren.
Gedenkveranstaltung und Ehrung der ehemaligen Häftlinge des KZ-Außenlagers Berlin-Lichterfelde. Belarusische Gemeinschaft Razam e.V. ist eingeladen.
Von 1939 bis 1945 setzten die NS-Rüstungsfirmen Wolff & Co und das Tochterunternehmen Eibia GmbH circa 20.000 Fremd- und Zwangsarbeiter/innen aus den verschiedensten europäischen Nationen in der Pulverfabrik Liebenau (bei Hannover) ein. Über 2.000 von ihnen – in der Mehrzahl sowjetische Kriegsgefangene sowie osteuropäische Häftlinge des „Arbeitserziehungslagers Liebenau“ – starben an Mangelerkrankungen, Hunger und Schlägen sowie durch Erschießungen und Hinrichtungen. Sie wurden damals auf einem werkseigenem Friedhof verscharrt, der heutigen Kriegsgräberstätte Deblinghausen-Hesterberg.
Die Gedenkzeremonie zu Befreiung und Kriegsende 1945 (hier April 1945) erfolgt in diesem Jahr bewusst noch einmal zum 08. Mai – mit den Nachkommen ehemaliger Zwangsarbeiter/innen der Pulverfabrik aus der Ukraine und weiteren Ukrainer/innen, die via Partnerorganisationen der Dokumentationsstelle als Flüchtlinge in Liebenau und Umgebung aufgenommen worden sind.
Gemeinsames Erinnern in der Migrationsgesellschaft lebt von der Vielfalt der Erinnerungen. Mitunter kann diese Vielfalt auch zu einer Herausforderung werden, z.B. wenn andere die Geschichte gänzlich anders deuten als ich. Wie können wir Erinnerung vor Ort so gestalten, dass alle anknüpfen können? Im Workshop beschäftigen wir uns mit möglichen Wegen und Methoden für ein gemeinsames Erinnern vor Ort. Darüber hinaus gibt es Impulse zum Thema Multiperspektivität in der Geschichtsvermittlung sowie zu Fragen des Aushaltens von Unterschieden beim Erinnern und zu hilfreichen Kommunikationsmöglichkeiten.
Referentin: Ruth Wunnicke, Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
Der 2. Weltkrieg wurde vor vielen Jahrzehnten beendet, doch er ist immer noch ein Teil unserer Gegenwart. In Russland wird er für die Begründung des Überfalls auf die Ukraine propagandistisch missbraucht, der Sieg der UdSSR über Nazi-Deutschland wird zur Grundlage der modernen russischen Staatlichkeit umgedeutet und soll Putins Regime und seine Ansprüche an die Welt legitimieren. Gleichzeitig rufen die Taktik und die Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine Erinnerungen an das Vorgehen der sowjetischen Armee im 2. Weltkrieg hervor: Immense Verluste auf der eigenen Seite, Gewalt gegenüber der Bevölkerung der eroberten Gebiete, politische Repressalien und Plünderungen. Für die von der UdSSR besetzten Länder bedeutete das Kriegsende den Anfang einer neuen Unterdrückung. Die sowjetischen Denkmäler waren wichtige Symbole und sogar Instrumente der sowjetischen Herrschaft. Heute werden sie, vor allem am 8./9. Mai, von prorussischen Kräften dazu genutzt, die Unterstützung für Russlands Regime und seine Kriege zu demonstrieren. Wie geht man mir diesem Erbe um? Wie kann eine neue Erinnerungskultur aussehen? Welche Lektionen müssen neu gelernt werden? Darüber sprechen wir mit der deutsch-ukrainischen Schriftstellerin Katja Petrowskaja und dem Historiker Jan Claas Behrends.
Moderation: Nikolai Klimeniouk, Initiative Quorum
Eine Gruppe geschulter Freiwilliger wird an den Gedenkstätten präsent sein, um mit Menschen über den Krieg in der Ukraine zu sprechen und die Mythen der russischen Propaganda sowie die problematischen Positionen der deutschen Linken zu entlarven.