Ein breites Bündnis versucht, die Erinnerungskultur in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg im Zeichen des Ukrainekriegs neu zu reflektieren.
Stellungnahme des Bündnisses „Gedenken gegen den Krieg“ zum Verbot der ukrainischen Flagge und zu den anderen Einschränkungen für die Gedenktage 8. und 9. Mai, die in der Verordnung der Berliner Polizei vom 04.05.2022 enthalten waren.
Seit über zwei Jahren führt Russland einen umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Leider wird häufig der Zweite Weltkrieg und sein Gedenken instrumentalisiert, um die Aggression gegen die Ukraine zu rechtfertigen oder aber eine passive Haltung Deutschlands in dieser Auseinandersetzung zu fordern.
Russland versucht, eine Verbindung zwischen dem „Großen Vaterländischen Krieg“ der UdSSR gegen das Dritte Reich und seinem andauernden Überfall auf die Ukraine herzustellen, indem es seine Handlungen wahrheitswidrig als „Entnazifizierung“ darstellt. Manche deutsche Politiker:innen wiederum betonen die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Russland, um zu fordern, der Ukraine Unterstützung zu verweigern.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Ukraine im Zweiten Weltkrieg genauso gelitten hat wie Russland und das Argument daher unschlüssig ist. Es ist uns wichtig zu betonen, dass die Ukraine die uneingeschränkte Unterstützung ihrer Verbündeten benötigt, um der zentralen Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg und dem brutalen Angriff Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion gerecht zu werden: der Absage an Angriffskriege, deren einziges Ziel die territoriale Expansion des Aggressors ist.
Der 9. Mai, an dem in Russland das Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert wird, ist ein wichtiger Tag für Putin-Anhänger:innen sowohl in Russland als auch weltweit. An diesem Tag wird die russische Propaganda wieder besonders aktiv sein, ebenso wie selbstorganisierte rechte Gruppen, die in den vergangenen Jahren bereits mehrere Autokorsos durch Berlin und andere deutsche Städte unternommen haben.
Aus diesem Grund stehen wir, Vertreter:innen von Nichtregierungsorganisationen mit Osteuropabezug, Osteuropa-Expert:innen und Antikriegsaktivist:innen weiterhin zusammen, um uns gegen die Indienstnahme des Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg für die Ziele des völkerrechtswidrigen und verbrecherischen Einmarschs Russlands in die Ukraine zu stellen.
Auf dieser Website finden Sie unser Manifest – 2022 und 2023 – bzw. unseren Aufruf, eine Liste von Gedenk- und Antikriegsveranstaltungen zum 8./9. Mai 2024 sowie eine Sammlung von Informationen, um sich mit dem Thema vertraut zu machen.
Bild: Bohdan Khmelnitsky monument at Sofievskaya square at day of liberation of Kyiv. Ukraine, 13 november 1943 / Archiv Arthur Bondar